Noella
Noella
Sie wurd
geboren ohne Namen;
Man nannte
sie nur Mädchen, Sie, Es, oder Das. Mit nur zwei Wochen an Alter wurde sie ins
Waisenhaus gesteckt, ihre Eltern verschwunden, vermutlich nicht mehr am Leben.
Mit
schwarzem Haare, vollen Lippen und blauen Augen betrachtete sie die Welt. Jahr
für Jahr schaute sie durch die Fenster des Hauses, erblickte die Familien die
Kinder adoptierten und schaute, wie sie ohne sie gingen.
Jahr für
Jahr betrachtete sie die weiße Landschaft zur Winterzeit, jagte die
Schneeflocken und baute Schneemänner.
Jahr für
Jahr war sie die Einzige, die zu Weihnachten nichts bekam, denn sie verdiente
es ja nicht, sie hatte nicht einmal einen Namen.
Doch eines
Winters Nacht, sie war vielleicht fünf Jahr alt, ihr Haar ebenso schwarz wie in
der Nacht, ihre Lippen rosarot und ihre Augen noch so blau, wusste sie etwas
war anders.
Leiste
tapste sie aus dem Bett, auf Zehenspitzen, barfuß über die knarzenden Dielen,
vorbei an den anderen schlafenden Kindern, vorbei am Kamin. Runter in die große
Marmorhalle. Ein alter Mann stand in der Mitte, groß gewachsen, weißer Bart,
freundlicher Blick.
Ohne Scheu
ging sie auf ihn zu, fragte wer er sei, doch er antwortete nur mit Fremder. Sie
fragte, ob er sie als neue Familie mitnehmen würde. Er kniete nieder, auf ihre
Höhe und fragte, was ihr Name sei.
Sie habe
keinen, sie sei anders. Sei schlechter.
Ein stumpfes
Lachen ertönte in der Halle als der Manne sich den Bauche hielt, ihr erklärend,
dass sie das Beste von all den anderen sei.
Sie sei ein
Geschenk sagte er und taufte sie an jenem Abend auf den Namen Noella.
Weihnachtswunder.
Hand in Hand
stapften beide raus in den Schnee, verließen das dunkle Monstrum von
Einrichtung, zusammen.
Noella
kletterte auf den Schlitten vor dem Hause und als der fremde Mann sich
ebenfalls setzte und den Schlitten zum Abheben bewegte wurde ihr klar, dass
Noella es wunderbar traf. Nie hatte sie ein Weihnachtsgeschenk bekommen, doch
dieses war das Beste aller Zeiten.
Verschwinden
tat der Schlitten sehr bedacht, doch die Kinder des Hauses flüstern, Noella begegne
ihnen jedes Jahr aufs Neue, in einer dunklen, verschneiten Winternacht.
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